3.7.2024, 16:28

75 Jahre Automontage Schinznach

Vor 75 Jahren rollten in Schinznach-Bad die ersten in der Schweiz montierten Autos vom Montageband. Zwischen 1949 und 1972 wurden bei der AMAG rund 30'000 Fahrzeuge gebaut. Mit einer Sonderausstellung im Verkehrshaus wird diese Epoche nun gefeiert.

Was brachte ein Automobilhandelsunternehmen dazu, Fahrzeuge in der Schweiz zu montieren? Wie häufig bei solchen Entscheidungen war der Fiskus Grund genug. Auf Komplettfahrzeugen aus den USA hatten die Schweizer Zollbehörden beinahe protektionistische Zollgebühren erhoben. Teilelieferungen hingegen waren sehr günstig, denn sie schafften Arbeitsplätze.

Der Standort Schinznach-Bad

Am 3. Januar 1945 gründete Walter Haefner die Neue AMAG Automobil und Motoren AG mit Stammsitz am Utoquai in Zürich. Zu Beginn reichte das knappe Platzangebot am Zürichsee. Doch schon kurz danach wurde es zu eng. 1947 bot sich in Schinznach-Bad der Kauf eines Areals einer

früheren Zementfabrik mit Fabrikationshallen an. Innert zwei Jahren wurden die Hallen um- und zur Montageanlage ausgebaut und um ein neues Verwaltungsgebäude direkt an der Hauptstrasse erweitert. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 1949 liefen die ersten 66 Plymouth Special Deluxe vom Band.

ASAG – nicht AMAG

Auch wenn in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit die AMAG in Schinznach-Bad Autos montiert hatte, so ist das juristisch nicht ganz korrekt. Die Montagetätigkeit erfolgte in einer rechtlich eigenständigen Firma, der ASAG Automontage Schinznach AG, die wie die AMAG zur Walter Haefner Holding AG gehörte.

Aus der Not wurde im Laufe der Jahre eine Tugend. Was aus Kostengründen in Schinznach begann, entwickelte sich schon sehr schnell zu einem Qualitätslabel. Die Fertigungsqualität der Rohkarossen, die Rostschutzbehandlung oder die zum Teil aus Schweizer Produktion verwendeten Materialien waren deutlich besser. Auch speziell für die Schweiz: „Montage Suisse“-Autos waren besser ausgestattet als ihre amerikanischen Pendants.

Willy Huter, langjähriger und einziger Direktor der Automontage, brachte es schon in den fünfziger Jahren auf den Punkt: «Die kleine Schrift «Montage Suisse», die wir auf allen von uns montierten Fahrzeugen anbringen, muss immer für höchste Qualität bürgen!»

Die Plymouth-Jahre

Die ersten zehn Montage-Jahre können als „die Plymouth-Jahre bezeichnet werden. Bereits im ersten Montage-Jahr rollten 66 Fahrzeuge in Schinznach-Bad vom Band. Bis 1959 wurden über 7'100 Fahrzeuge gebaut. Im Vergleich dazu nehmen sich die 42 Chrysler und je rund 250 DeSoto und Dodges bescheiden aus. Anfang der Fünfziger war die Liefertreue aus Detroit sehr schlecht, da war man froh, dass zur Überbrückung und Auslastung auch über 500 Standard Vanguards gebaut werden konnten. Als Ende der Fünfziger die Amerikaner immer grösser wurden, war man in Schinznach-Bad dankbar, dass rund 1000 Einheiten des damals neuen, schnittigen Karmann-Ghia-Coupés in der Schweiz – zur Entlastung der Produktion in Osnabrück – montiert werden konnten. Als Intermezzo kann die kurzfristige Produktion von Studebaker-Fahrzeugen ab 1959 bezeichnet werden. Der Konkurs der US-Gesellschaft verhinderte einen grösseren Erfolg.

Das Jahrzehnt der Valiants und Darts

Die Schweizer fanden die grossen Amis nicht so toll, europäische Alternativen waren kompakter und praktischer, der ebenfalls von der AMAG importierte VW Käfer hatte schon lange zum Siegeszug auf Schweizer Strassen angesetzt. Alternativen waren gefragt. Die Lösung hiess 1960 Chrysler Valiant, ein für damalige US-Verhältnisse kompakte Mittelklasselimousine, angetrieben von Reihen-Sechszylindermotoren. Die AMAG positionierte den «Valiant» sogar als eigenständige Marke. Damit sollte klar gezeigt werden, dass der Valiant kein grosses ’Amischiff’ war. Bis zur Einstellung der Montagetätigkeit in Schinznach-Bad wurden rund 14'000 Valiants gebaut.

Konkurrenz im eigenen Haus - das Ende

Gegen Ende der Sechziger Jahre verfiel die amerikanische Autoindustrie wieder dem Gigantismus, diesmal in Sachen Hubraum und Leistung. Aber die Fahrwerke und (Trommel)Bremsen dieser Fahrzeuge wurden den Motorenleistungen und den Kundenerwartungen nicht gerecht. Insbesondere die Schweizer Topographie war nicht gemacht für die amerikanischen ‘Muscle-Cars’. So nahm das Interesse an den Valiants und Dodge Darts laufend ab. Gleichzeitig hatte die AMAG mit der von Volkswagen gekauften Audi NSU Auto Union AG plötzlich mit Audi 90, Audi 100 oder NSU RO 80 ein neues, verbrauchsärmeres Angebot in der Mittel- und gehobenen Mittelklasse.

Hatte die Montage in Schinznach mit einem Plymouth begonnen, so lief sie 1972 auch mit einem Plymouth, einem Plymouth Valiant, nach 29'227 Einheiten aus. Der Importvertrag für Fahrzeuge des Chrysler-Konzerns lief noch bis 1980.

Am Standort Schinznach wurden die Montageanlagen abgebrochen. In den Montagehallen befinden sich heute – nach mehreren Umbauten – eine grosse Werkstatt mit Spenglerei, Lackiererei und Ersatzteillager sowie Büroräumlichkeiten der AMAG. Schinznach-Bad ist noch immer ein grosser Garagenbetrieb in der Region und für viele Schweizerinnen und Schweizer die «Heimat der AMAG».

75 Jahre nach Start der Automontage wird nochmals gefeiert

Viele wissen heute gar nicht mehr, dass die AMAG Gruppe auch einmal Autos in Schinznach gebaut hat, verständlich, liegt das Ende ja auch schon über 50 Jahre zurück. Doch dieses Jahr soll nochmals an diese Zeit erinnert werden und an Automarken, die es mittlerweile auch nicht mehr gibt.

Am 13. September 2024 wird im Verkehrshaus der Schweiz in der Strassenverkehrshalle eine Sonderausstellung eröffnet, in der ausgewählte Klassiker aus der Montagezeit gezeigt werden. Aus den Anfängen bis zum Ende der Montagezeit werden Modelle zu sehen sein.

Beim am 13. und  14. September stattfindenden Concours d’Excellence können in einer Sonderwertung echte Schinznacher Preziosen um den Sieg mitkämpfen.

Und am Sonntag, 15. September, findet ab 10.00 Uhr ein Treffen der «Schinznacher Autos» im Innenhof des Verkehrshauses statt. Ein abwechslungsreiches Programm erwartet die Teilnehmenden und Besuchenden.
Da die Montagequalität hier in der Schweiz nachweislich besser war, haben bis heute viele Valiants, Darts und andere Modelle überlebt.

 

Weitere Informationen:

www.automontage.ch

 

 

Bildlegenden

Bild 1: Plymouth Montage 1949: Mit dem Zusammenbau von 66 Plymouth Limousinen begann vor 75 Jahren, 1949, die Automontage in Schinznach-Bad

 

Bild 2: 1950 AMAG Schinznach-Bad: Ein ehemaliges Zementwerk wurde zu Montagehallen umgebaut, Ein Neubau zur Hauptstrasse hin wurde das Verwaltungsgebäude

 

Bild 3: 1950 Schinznach-Bad Standard Vanguard: Ab 1950 liefen auch englische Standard Vanguard in Schinznach vom Band: Qualitativ auf einem ganz anderen Level als ihre Schwestermodelle aus englischer Produktion.

 

Bild 4: 1956 Viel Handarbeit: Auch wenn es eine Montageline gab, so war das Montieren in Schinznach vor allem Handarbeit

 

Bild 5: 1956 Volle Bänder: Neue Fahrzeuge in Reih und Glied, es boomte in Schinznach.

 

Bild 6: 1957 Die Plymouth-Jahre: In den 50 Jahren wurden vor allem Modelle von Plymouth gebaut. Die Fahrzeuge wurden mit jedem Jahr grösser und unhandlicher für die engen Schweizer Strassen

 

Bild 7: 1957 Endmontage Plymouth: Ende der 50er Jahre wurden die amerikanischen Fahrzeuge immer länger und grösser. Ein Plymouth rollt bald von der Rampe auf die Strasse

 

Bild 8: Valiant Comic 1960: Für Schinznach waren die neuen kleinen Valiant ein Geschenk des Himmels.

 

Bild 9: 1962 Neue kleine Amerikaner: Valiant, Lancer und später Dodge Dart: Die neue Generation Amerikaner beschied der AMAG grossen Erfolg. Alleine vom Valiant wurden rund 14'000 Einheiten montiert

 

Bild 10: 1970 Dodge Dart: Obwohl für amerikanische Verhältnisse kleine, kompakte Autos ging das Interesse hier in der Schweiz deutlich zurück.

 

Bild 11: 1970 Karosserie mit Swiss finish: Was aus Steuergründen begann, war am Schluss ein Qualitätsmerkmal: Montage Suisse – darauf war man stolz und zeigte die Rohkarosse.

 

Bild 12: Jubiläumstreffen 24. September 2024.

 

Für Fragen wenden Sie sich bitte an:

AMAG Group AG

Dino Graf

Leiter Group Communication

Telefon +41 44 269 53 00

presse@amag.ch

 

AMAG Group AG

Marie-Therese Zell

Leiterin Unternehmenskommunikation

Telefon +41 44 269 53 04

presse@amag.ch

 

Über das Unternehmen:

Die AMAG Group AG ist ein Schweizer Familienunternehmen. Die AMAG Import AG importiert und vertreibt Fahrzeuge der Marken Volkswagen, Audi, SEAT, Škoda, CUPRA und VW Nutzfahrzeuge über das grösste Vertreternetz der Schweiz (über 450 Händler und Servicepartner). Dazu zählt auch die AMAG Automobil und Motoren AG mit rund 80 eigenen Garagenbetrieben, Occasions und Carrosserie Centern. Sie ist zudem auch Bentley Stützpunkt. Ein weiteres Tochterunternehmen ist die AMAG First AG, die grösste Porsche Handelsorganisation der Schweiz. Als weiteres Tochterunternehmen der AMAG Group AG wurde 2022 die Noviv Mobility AG gegründet. Diese bietet Dienstleistungen im Bereich Handel und Service sowie neue Mobilitätskonzepte an.

Durch die Übernahme des Solarpioniers Helion und dessen Eingliederung in den 2022 gegründeten Geschäftsbereich AMAG Energy & Mobility erweiterte die AMAG Group AG ihr Produkt- und Dienstleistungsportfolio rund um die Elektromobilität und ganzheitliche Energie-Lösungen.

Zur AMAG Gruppe gehören ausserdem die AMAG Leasing AG als Finanzdienstleister, die AMAG Parking AG, die diverse Park- und Ladehäuser bewirtschaftet, und die AMAG Services AG, welche Lizenznehmerin von Europcar und ubeeqo für die Schweiz ist und an den Schweizer Flughäfen Valetparking und schweizweit Chauffeurdienstleistungen anbietet. Die mobilog AG bietet seit 2021 Logistikdienstleistungen auch für Dritte an, zudem betreibt die AMAG Gruppe ein Innovation & Venture Lab. Seit 2018 ist die AMAG Mitinhaberin von autoSense, der Lösung für digitale Vernetzung von Fahrzeugen und seit 2019 bietet sie mit Clyde ein Auto-Abomodell an. Zudem ist sie Partnerin bei der Swiss Startup Factory.

Die AMAG Gruppe hat das Ziel 90 % der Emissionen (Sope1, Scope 2, Scope 3) bis 2040 zu reduzieren. Sie bekennt sich zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens und zu den Science Based Targets. Zusätzlich investiert sie ab 2025 in Klimaschutzprojekte und eliminiert einen Teil der Emissionen mit Hilfe der «Direct Air Capturing-Technologie» von Climeworks. Ab 2040 eliminiert die AMAG Gruppe alle verbleibenden Emissionen.

Die AMAG Group AG beschäftigt rund 7500 Mitarbeitende, davon über 800 Lernende.

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